1. Was nützen mir die Artikel? Warum gibt’s die überhaupt?
Wenn es die Artikel nicht gäbe, dann müsste man sie auch nicht lernen. Viele fragen sich deshalb vielleicht „Warum gibt es die Artikel überhaupt?“
Wenn man die Leute fragen würde, ob sie lieber die Sprache mit oder ohne Artikel lernen würden, würden wahrscheinlich die meisten Deutschlerner*innen antworten „ohne“.
Es stimmt, dass wir im Gegensatz zu vielen anderen Sprachen eben drei statt vielleicht nur einen Artikel haben. Und eine Reihe von Sprachen besitzt überhaupt keine Artikel. Beim Lernen können DER, DIE und DAS deshalb zusätzlich Schwierigkeiten bereiten.
Aber: Die 3 Artikel haben einen großen Nutzen. Man kann mit ihnen – vor allem WEIL man im Deutschen drei zur Verfügung hat – ziemlich genau beschreiben, um welche Sache oder Person es sich gerade handelt.
Ich bin mit zwei Muttersprachen aufgewachsen, und zwar mit der türkischen der deutschen Sprache. Im Türkischen gibt es wirklich keinen einzigen Artikel. Und Tatsache ist, dass man in der deutschen Sprache alles viel genauer beschreiben kann. Die Genauigkeit ist eben typisch deutsch 🙂
Und das ist auch gut so. Wenn man sagt „der Junge kommt“, dann meint man einen ganz bestimmten Jungen, eben DIESEN EINEN Jungen. Im Türkischen würde es einfach nur heißen „Junge kommt“. Hört sich komisch an, oder? Und außerdem, wen meint man denn da jetzt ganz genau? Den Jungen, der dort steht oder ist es doch der, der gerade dem Bus hinterherrennt? Das weiß man nicht.
Artikel haben also eine bestimmte Funktion und damit einen Sinn, dass es sie gibt.
2. Sind die Artikel wirklich so wichtig? Geht es nicht ohne oder einfach nur mit „de“?
Es gibt Deutschlerner*innen, die sich damit behelfen, pauschal den Artikel „de“ oder „die“ zu benutzen. Oder es gibt Menschen, die sagen, dass die Artikel ja nicht so wichtig sind, weil die Leute sie auch verstehen, wenn sie den falschen Artikel benutzen.
Das stimmt, meistens wird klar, was du meinst, auch wenn der Artikel nicht richtig ist. Aber wenn du das machst, dann verbaust dir jegliche Chance die Artikel wirklich zu lernen. Je häufiger du den falschen Artikel benutzt, umso mehr gewöhnst du dich an das Falsche, und umso mehr verfestigt er sich.
Wenn du Deutsch wirklich richtig lernen willst, musst du auch die Artikel richtig lernen und zwar von Anfang an.
3. Kann man denn die Artikel wirklich richtig lernen?
Das werden wir oft von Deutschlernern gefragt. Unsere Antwort ist „Ja. JEDER kann die Artikel richtig lernen – ohne Ausnahme“. Und jetzt fragst du bestimmt, wie das möglich ist.
Ganz wichtig und viele unterschätzen das: Es gibt klare Regeln für die meisten Nomen. Die komplette Liste bekommst du in diesem Video. Viel Spaß beim Schauen!
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Ja, und hier geht’s nun zu unserem Artikel-Test. Wenn du den machst, bekommst du am Ende auch dein Ergebnis.
Das erste Level erscheint dir vielleicht super easy. Aber so soll es auch sein. Mach mal und schau, welche der Regeln du vielleicht sogar schon verinnerlicht hast und welche davon dir immer noch fremd sind. Am Ende gibt es noch einen Zusatz-Test. Wenn du uns davon deine Antworten schickst, bekommst du eine Gratis-Session Deutschunterricht, online oder in Präsenz.
💯Dein Test: Deutsche Artikel-Regeln
✅ Level 1
✅ Level 2
✅ Level 3
Zusatz-Test für eine Gratis-Session: Welchen Artikel haben diese Wörter?
______ Verb, _____ Eins, ____ Problem, ____ Schwierigkeit, ____ Aha-Erlebnis, ____ Achtel, ____ VW, ____ Vertrauen, ____ Flug, ____ Mäppchen, ____ Versuch, ____ Herausforderung, ____ Winter, ____ Rot, ____ CO2, ____ Schnee
4. Warum ist es trotz Regeln so schwer, die Artikel zu lernen?
Obwohl das Deutsche Artikel-Regeln hat, ist es für viele schwer, die korrekten Artikel zu lernen. Regeln vereinfachen zwar normalerweise das Lernen. Aber es gibt ein paar Punkte, die die Sache besonders tricky machen. Hier sind die 4 wichtigsten Gründe:
- Einige Nomen folgen keiner Regel
Sie passen in keine der oben genannten Kategorien: der Geschmack, die Tür, das Tor, das Buch - Es gibt Ausnahmen
Ausnahmen sind z.B. das Bier, das Ende, der Phosphor, die Bronze, die Avocado, der Euro - Im Gespräch kann man die Regeln nicht so schnell abrufen
Wenn man eine Regel hat, der man folgen kann, ist das immer schön. Das Problem ist nur, dass es viele Regeln sind. Sie sind zwar klar und vielleicht hast du sie zum Teil auch schon gelernt, aber wenn du spontan sprichst, ist dir diese eine Regel, die du jetzt gerade brauchst, oft nicht präsent. Du sprichst ja viel schneller, als die Regel in deinen Kopf kommt. Du musst also erstmal überlegen „Okay, ich will jetzt ‚Fußballmannschaft‘ sagen, das hat die Endung –schaft und das ist feminin.“ Hier funktioniert unser Gehirn anders als bei einem Muttersprachler. Bei den Muttersprachlern geht das automatisch.
Außerdem brauchst du beim Sprechen ja nicht nur einen Artikel in einem Satz, sondern meistens gleich mehrere. Du musst also gleich die ganze Regel-Palette vor Augen haben.
ABER: Du kannst dein Gehirn trainieren, damit du sofort den richtigen Artikel parat hast. Und generell gilt. JEDER kann die Artikel perfekt lernen. Auch DU.
Lernen sollte vor allem Spaß machen. Nur mit dem Buch zu lernen: Gähn! In unserer Sprachschule Frankfurt – SprachPassion bist du so aktiv, dass du gar keine Zeit hast, an Langeweile zu denken und so lernst du ganz automatisch – auch die Artikel.
5. Wie lernen Muttersprachler eigentlich die deutschen Artikel?
Um dir zu zeigen, wie du dein Gehirn trainieren kannst, damit du die Artikel so spontan abrufen kannst wie ein*e Muttersprachler*in, schauen wir uns erstmal an, wie WIR denn die Artikel gelernt haben.
- Erstens:
Wir haben sie immer wieder gehört und immer wieder benutzt, bis wir sie einfach automatisch richtig hatten. Sonst nichts. Du wendest hier vielleicht ein, dass die Muttersprachler es ja immer einfacher haben, eben weil sie die Sprache schon so früh gelernt haben. Richtig, aber unsere Lernfähigkeit bleibt uns bis ins hohe Alter erhalten. Du kannst also rein theoretisch die Artikel auch noch richtig lernen, wenn du 99 bist. Nur halt langsamer.
Von den muttersprachlichen Kindern darfst du dir vor allem das abgucken: Sie fragen nicht „Warum ist es „die Pampers“ und nicht „das“?“ Sie lernen die Artikel ohne die Logik dahinter zu suchen, denn logisch sind die Artikel nicht. DAS ist tatsächlich die bessere Strategie. Und die Frage „Warum“ ist beim Deutschlernen immer tückisch. Mehr dazu kannst du in unserem Blogbeitrag „Ist Deutsch schwierig zu lernen?“ lesen.
- Zweitens:
Es gibt EINEN entscheidenden Punkt, der bei Kindern und Erwachsenen gleich ist: Mit jedem Artikel, der zu dem Nomen gehört, ist der Bezug von Artikel zur realen Sache meistens immer direkt dabei. Und diese Sache kann man meistens sehen, hören, fühlen, riechen oder schmecken. Das heißt, wenn ich sage „Der Käse ist aber lecker!“, dann spreche ich über den Käse, der da direkt auf meinem Brot ist. Ich habe also einen direkten Bezug. Und wenn es etwas Abstraktes ist, wie in „Ich verstehe das Thema nicht“, dann ist das Thema das, worüber wir gerade sprechen oder gesprochen haben. Und genau diese Verbindung ist das, was die „Artikel-Neuronen“ stärkt und uns hilft, den Artikel irgendwann automatisch abzurufen.
Aber wie gesagt: Es braucht Zeit, Geduld und Übung. Daher ist das Allererste, wie du starten solltest:
Lerne die Artikel ab dem ersten Tag. Und wenn du schon länger Deutsch sprichst und noch immer mit den Artikeln Probleme hast, beginne JETZT IN DIESEM MOMENT, sie wirklich richtig zu lernen.
6. 5 TOP-Tipps, wie du die Artikel wirklich lernst
Hier sind unsere 5 TOP-TIPPS, wie du die Artikel wie ein Muttersprachler oder eine Muttersprachlerin lernst:
TIPP 1
🎯 Ist das Wort relevant für deinen Alltag?
Lerne zuerst Wörter, die du in DEINEM Alltag brauchst. Wenn du z.B. Architekt*in bist, wirst du wahrscheinlich die Wörter „der Grundriss“ und „die Fassade brauchen“, als Mutter oder Vater, die täglich ihre Kids in die Kita bringen, sind es vielleicht die Wörter „das Spielzeug“ und „der Spielplatz“, als Jobsuchende*r könnten es die Wörter „der Lebenslauf“ und „das Vorstellungsgespräch“ sein. Auch wenn du noch kein Deutsch kannst, lerne deine ersten Wörter direkt mit den Artikeln und wiederhole sie Tag für Tag mehrmals – egal ob es Anfängerwörter sind oder welche für Fortgeschrittene. Wichtig ist nur, dass es nicht zu viele Wörter auf einmal sind. 3-5 pro Tag reichen.
TIPP 2
🎯 Sei auch mal emotional auf Deutsch
Lerne die Nomen und Artikel mit verschiedenen Emotionen. Sage das Wort, das du lernen möchtest einmal ärgerlich, dann traurig, anschließend lachend, ironisch und wütend, tu so, als ob du frierst oder als ob dir heiß ist, als ob du Durst hast etc. Dadurch, dass du die Wörter erst laut sagst, finden die Wörter+Artikel einen anderen, intensiveren Weg in dein Gehirn, als wenn du sie nur denkst. Diesen Prozess intensivierst und stärkst du, indem du sie mit unterschiedlichen Gefühlen behaftest. Was an einem Wort haftet, haftet auch besser im Gehirn.
Es kann sein, dass du denkst, dass eine Emotion besser zu einem Artikel+Wort passt als eine andere. Dann lerne die Kombination (Artikel + Nomen) nur mit dieser Emotion. Dabei ist es unwichtig, ob das Wort tatsächlich etwas mit der Emotion zu tun hat. Wichtig ist nur, was DU denkst und empfindest. Denn es ist genau DAS, was dir beim Lernen der Artikel und der Nomen hilft.
TIPP 3
🎯 Lerne die Artikel-Regeln
Lerne ALLE deutschen Artikel-Regeln in- und auswendig. Jeweils mit einem Beispiel. Z.B.
- Die Endung –heit ist „die“: die Freiheit
- Nomen vom Partizip/Präteritum: schneiden-schnitt-geschnitten – der Schnitt.
Diese Methode reduziert die Anzahl der Wörter, die man einzeln lernen muss.
TIPP 4
🎯 Mal die Wörter bunt
Nimm für jeden Artikel eine andere Farbe: z.B. pink für feminin, blau für maskulin, grün für neutrum. Und das wendest du für ALLE Nomen an und schreibst sie in dein Heft – genauso bunt. Das funktioniert gut, weil du dann das Nomen mit der Farbe verbindest und sich diese Kombination in deinem Kopf abspeichert. Wenn du dir Dinge gut merken kannst, wenn sie visuell attraktiv sind, ist das deine Super-Methode.
TIPP 5
🎯 Baue dir persönliche Eselsbrücken
Eine Eselsbrücke ist eine persönliche mentale Hilfe, um sich etwas zu merken. Einem Französisch-Sprecher kann es helfen, dass es im Deutschen „der Mond“ und „die Sonne“ ist und im Französischen genau umgekehrt ist: „la lune“ und „le soleil“. Oder „Sieb“ beginnt mit „S“ und der Artikel „das“ endet mit „s“, also „das Sieb“. Oder wenn du ein Wort in einer bestimmten Situation hörst, schreibe dir die Situation in einem Stichpunkt auf. Z.B. du bist im Dönerladen und hörst einen Kunden sagen „Einen Döner ohne Kraut“ und du fragst den Verkäufer „Was heißt ohne Kraut?“. Er gibt dir die Erklärung und zu Hause schreibst du auf „ohne Kraut – Dönerladen, Kunde“, weil du selber auch „kein Kraut“ magst und es deshalb relevant für dich ist. So kannst du jedes Mal in einen Dönerladen gehen und deinen Wunsch auf Deutsch sagen: Einen Döner ohne Kraut. Das kannst du dann verlängern mit „ohne Scharf“ oder „mit Joghurtsoße“.
Und nicht vergessen: Es braucht Zeit, Geduld und regelmäßig Übung.
Viel Spaß beim Lernen!
Die Autorinnen
Büşra Taş
Ich habe Deutsch auf Lehramt studiert und bin Lehrerin im Team SprachPassion. Meine Muttersprachen sind Türkisch und Deutsch. Lies hier mehr über mich: About.
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