Deutsche Komposita: So schreibst du sie richtig – incl. Wörterliste mit 30 der häufigsten Nomen A1-B1

blau-pinke Rollschuhe

Was siehst du auf dem Foto? Die Antwort findest du am Ende dieses Artikels.

Was sind Komposita?

Hast du schon mal eine Textproduktion zurückbekommen und Wörter wie diese waren als „falsch“ markiert?

❌Haus Arzt

❌Computer Problem

❌Hotel Zimmer

❌Küchen Gerät

Vielleicht hast du das richtige Wort verwendet, aber hast es einfach falsch geschrieben, denn im Deutschen werden diese Wörter zusammengeschrieben:

✅der Hausarzt

✅das Computerproblem

✅das Hotelzimmer

✅das Küchengerät

Und genau das sind „Komposita“ – zusammengesetzte Wörter. Man schreibt sie (fast) immer zusammen. Wenn man sie getrennt schreibt, ist das ein Fehler. Es gibt sie als Nomen, Adjektive und Verben. Wir konzentrieren uns hier aber auf die Nomen. Denn die werden im Vergleich zu den Adjektiven und Verben viel häufiger falsch geschrieben.

Das allererste Kompositum, das du wahrscheinlich kennengelernt hast, ist das Wort „Deutschkurs“. Das ist eine „Komposition“ aus „das Deutsch“ + „der Kurs“.

Es ist also ein Wort, das aus zwei unterschiedlichen Wörtern besteht.

Es können aber auch 3 Wörter sein:

Die Straßenverkehrsordnung (die Straße + der Verkehr + die Ordnung)

Oder sogar 4 Wörter:

Das Arbeiterunfallversicherungsgesetz (die Arbeiter + der Unfall + die Versicherung + das Gesetz)

Allerdings kann man nicht alle Wörter zu Komposita verbinden. So kann man z.B. kein Kompositum aus „Deutschkurs Frankfurt“ machen. Beide Wörter bleiben immer getrennt.

Was ist so besonders an den „Komposita“?

Komposita gibt es seeehr viele in der deutschen Sprache. Und genau das macht sie auch so besonders. Denn in vielen anderen Sprachen, wie auch im Englischen, schreibt man sie meist getrennt: „German course“, „family doctor“, „computer problem“, „hotel room“, „kitchen gadget“.

Sie sind sehr präzise. Sie sind ökonomisch. D.h. sie sparen Platz. Denn man verpackt einen ganzen Satz oder eine komplexe Bedeutung in nur 1 Wort, ohne lange Phrasen zu bilden. Oder ohne lange rumerklären zu müssen.

Komposita können für einen Nicht-Muttersprachler allerdings schwierig zu verstehen sein, vor allem, wenn sie aus mehr als 2 Wörtern bestehen: z.B. die Straßenverkehrsordnung. Das ist eine Regelung, ein Gesetz, das den Straßenverkehr regelt. Der Sommerschlussverkauf ist der Verkauf, der am Ende des Sommers beginnt und in dem man Kleidung besonders günstig kaufen kann.

Die Hauptbedeutung liegt also immer auf dem letzten Element. Und die Teile davor beschreiben den letzten Teil genauer.

Mit den Komposita kann man also den Wortschatz im Deutschen erweitern und man kann sich sehr präzise ausdrücken.

Welche Arten von Komposita gibt es?

Um herauszufinden, welche Typen von Komposita es gibt, habe ich unter dem folgenden blauen Button eine Übung für dich. Ähnlich wie in einem Deutschkurs bei uns. Da würdest du nur mit unserer Methodik – handlungsbeschwingt und sehr intensiv – die Komposita analysieren und üben. In diesem blog-Artikel arbeitest du einfach mit einem Dokument.

Du hast unter dem Link eine Liste mit 34 Wörtern. Bringe die Wörter in 4 Kategorien. Auf jeder Seite gibt es eine genaue Anleitung, was du machen sollst. Schaue nicht auf die Folgeseiten, den dort stehen auch die Lösungen ; )

Was? 34 Wörter? Warum so viele?

Vielleicht denkst du jetzt „Das sind aber viele Wörter! Wie soll ich da eine Struktur erkennen?“ Der Grund, warum es so viele Wörter sind, ist, dass du dich so viel intensiver mit jedem einzelnen Wort beschäftigst. So prägst du dir ganz automatisch die Wörter ein, ohne sie bewusst zu lernen. Vielleicht nicht alle, aber schon viele. Sich wirklich mit einen Wort zu beschäftigen, das heißt, es aufzuschreiben, zu überlegen, was es bedeuten könnte, es zu analysieren, sich ein Bild zu dem Wort vorzustellen, es laut zu lesen. Diese Lern-formen helfen dir immens, dass du dir ein Wort merkst. Also, los geht’s!

Lade dir hier die Aufgabe herunter und kontrolliere am Ende, ob du alles richtig gemacht hast. Folge einfach Seite für Seite den Aufgaben.

Viel Spaß!

Beispiele aus anderen Sprachen: Englisch, Französisch, Japanisch

Wie machen das andere Sprachen? Wie drücken die komplexe Bedeutungen aus? Haben die auch Komposita? Die Art, wie Komposita in anderen Sprachen aussehen, ist sehr vielfältig. Hier sind einige Beispiele aus 3 verschiedenen Sprachen:

Im Englischen heißen Komposita compound words. Im Vergleich zum Deutschen sind die allerdings seltener und nicht so komplex. Also, mehr als 2 verbundene Elemente findet man sehr selten. Einige Beispiele sind “toothpaste”, “basketball” oder “bedroom”.

Im Französischen sind zusammengesetzte Wörter weniger gebräuchlich und folgen nicht so strengen Mustern. Oft benutzt man Bindestriche zwischen den Teilen:

“lave-vaisselle” (Spülmaschine), “week-end“ (Wochenende) und „porte-bonheur“ (Glücksbringer).

Im Japanischen werden ebenfalls zusammengesetzte Wörter verwendet, die als „Jukugo“ bekannt sind. Diese bestehen aus zwei oder mehr Kanji-Schriftzeichen, die miteinander kombiniert werden, um neue Bedeutungen zu bilden. Jukugo sind ein wichtiger Teil der japanischen Sprache und ermöglichen es, komplexe Begriffe präzise auszudrücken. Sie haben also eine gewisse Ähnlichkeit zu deutschen Komposita.

Ein Beispiel für ein Jukugo im Japanischen ist „電話“ (denwa), was „Telefon“ bedeutet. Dieses Wort setzt sich aus den Schriftzeichen „電“ (elektrisch) und „話“ (sprechen) zusammen. Andere Beispiele sind „自動車“ (jidōsha, Automobil) “自” (selbst), “動” (Bewegung), “車” (Rad) und „学校“ (gakkō, Schule), “学” (lernen), ”校”(Ort -in Verbindung mit dem ersten Kanji-).

Ähnlich wie im Deutschen dienen Jukugo dazu, spezifische Konzepte und Objekte mit relativ kurzen Wortzusammensetzungen auszudrücken.

Welchen Artikel haben Komposita?

Der Artikel für ein Kompositum entspricht dem Artikel des letzten Teils  des zusammengesetzten Wortes. Dieser Artikel bestimmt also das Geschlecht (maskulin, feminin, neutral) und den Kasus (Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ) des gesamten zusammengesetzten Wortes.

Z.B.: „Der Tisch“ (maskulin) + „die Lampe“ (feminin) = „Die Tischlampe“ (feminin, Nominativ)

In diesem Youtube-Video lernst du nochmal ein paar andere Komposita kennen. Viel Spaß beim Schauen!

Liste der 30 häufigsten Komposita A1-B1

Hier ist eine Liste mit einigen der häufigsten Komposita, die oft auf den Niveaus A1 bis B1 im Deutschunterricht eingeführt werden. Hier kann man sehr gut sehen, wie effektiv diese „Wortschöpfung“ ist. Wenn du diese Wörter kennst, kannst du im Alltag besser und einfacher, also auch effektiver kommunizieren:

das Automobil

die Hausaufgabe

der Stadtpark

die Fahrkarte

die Handtasche

die Telefonnummer

das Schulbuch

die Wasserflasche

der Kindergarten

der Arbeitsplatz

die Zahnbürste

die Kaffeetasse

der Geburtstag

die Stadtmitte

der Küchenherd

der Wasserhahn

das Flugzeug

der Fußball

der Muttertag

der Arbeitskollege

die Zugfahrt

das Wohnzimmer

die Schulferien

die Arbeitszeit

die Handschuhe

der Fahrradweg

der Buchladen

der Stadtplan

der Briefkasten

der Blumenstrauß

Ein Tipp: Wenn du diese Wörter lernen willst und noch dazu mit dem richtigen Artikel, ordne sie in eine Liste ein: der, die, das – vielleicht auch noch alphabetisch – und lerne die Liste. So hast du alle Wörter mit demselben Artikel visuell zusammen und kannst sie dir besser merken. Natürlich mit Wiederholung.

Und nun zur Auflösung zu der Frage: Wie heißt das Wort, das man auf dem Beitragsfoto von diesem Blog-Artikel sieht?

Das sind Rollschuhe.

Singular: der Rollschuh.

blau-pinke Rollschuhe

Franziska Becker M.A.

Linguistin, Anglistin und Romanistin mit Passion auch für die deutsche Sprache. Gründerin von SprachPassion (seit 2021), mehrjährige Lehrtätigkeit u.a. am Goethe Institut Frankfurt. Mein tolles Team bei SprachPassion bringt dir die Sprache mit großer Leidenschaft bei.

Ich liebe guten Wein, mit Freunden zu essen und Autofahren, obwohl ich gar kein Auto habe und immer mit dem Rad unterwegs bin. Kontakt aufnehmen.


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Kommentare

2 Antworten zu „Deutsche Komposita: So schreibst du sie richtig – incl. Wörterliste mit 30 der häufigsten Nomen A1-B1“

  1. Avatar von Annelen
    Annelen

    Erst einmal: Das sind nicht nur Rollschuhe, das sind Discoroller! Darauf muss ich als Kind der 80er/90er Jahre bestehen. 😉 Aber immerhin ist das auch ein Kompositum aus „Disco“ und „Roller“.

    Und dann: ich als Deutsch-Muttersprachlerin habe mir den Spaß gemacht, auch das Übungsblatt herunterzuladen und zumindest den Anfangsteil, die Einordnung der Worte, vorzunehmen. Und was habe ich da gemacht? Sie automatisch in Kategorien wie „braucht man in der Küche“ oder „kann man essen“ oder „gehört zu Verkehr und Mobilität“ eingeordnet! 😀

    Als ich dann merkte, dass ich mehr als vier Kategorien benötige, habe ich doch gespickt (= heimlich nachgesehen) und plötzlich etwas registriert, das ich so noch gar nicht an Komposita bemerkt hatte! Was, das will ich hier nicht verraten, sonst verderbe ich es anderen. Zwei Worte hätte ich übrigens trotzdem anders eingeordnet, aber vielleicht ist das einfach Ansichtssache.

    Jedenfalls: es lohnt sich, ab und an auch mal über die Konstruktion der eigenen Muttersprache nachzudenken, dann sieht man sie vielleicht noch einmal mit anderen Augen. 🙂 Vielen Dank für den Denkanstoß!

    1. Avatar von SprachPassion
      SprachPassion

      Liebe Annelen,

      ach, wie Recht du hast! Discoroller : ) Der Style macht den Unterschied. Und zu den semantischen Kategorien, die du automatisch gesucht hast: Das ist ja auch irgendwie normal, dass man erstmal so denkt. Die andere Art, die hier eigentlich gefragt ist, ist längst nicht so intuitiv, wobei es schon sein kann, dass Deutschlerner eher darauf kommen, weil sie diese Art des Analysierens eher gewohnt sind.

      Ganz viele Grüße
      Dein Team von SprachPassion

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